VBE Region Aachen: Neues Schuljahr startet mit zahlreichen Schwierigkeiten
Auch zum neuen Schuljahr hat sich die Situation an den Grundschulen der Städteregion weiter verschlechtert. Die Gründe liegen im Wesentlichen im Lehrkräftemangel begründet, der noch nicht mal halbherzig angegangen wird, sowie in den fehlenden finanziellen Mittel für die Schulen vor Ort. So ärgert sich Matthias Kürten (Vorsitzender VBE Region Aachen): „Seit Jahren benennt der VBE die Probleme, ohne dass wirklich etwas passiert. Das Schiff „Bildung“ sinkt bereits. Es kann jetzt nur noch darum gehen schnellstmöglich die schlimmsten Löcher zu flicken. Mittelfristig brauchen wir einen Plan, wie wir das Boot wieder auf Kurs bringen können.“ Dabei ärgert den VBE Vorsitzenden besonders, dass die Probleme oft nicht aus heiterem Himmel kommen, sondern bereits langfristig bekannt waren, aber: „scheinbar fällt es dem ein oder anderen Politiker schwer über eine Legislaturperiode hinaus zu denken“ so Kürten.
Im Einzelnen benennt der VBE Region Aachen besonders fünf große Problemfelder: Den Lehrkräftemangel, die Besoldungsgerechtigkeit, die Raumnot, Digitalisierung und gesondert zu betrachten: Die Auswirkungen der Coronakrise für die Schulen und für die Menschen, die in diesen arbeiten.
Lehrkräftemangel
Erneut konnten 80% der Stellen nicht mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden und auch bei den Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern sieht es nicht besser aus. Dies führt bereits jetzt zu größeren Klassen, dem Ausfall zahlreicher Förderangebote, sowie zu einer Verschlechterung der Gesundheit der Lehrkräfte. „Jede Forderung nach einer Verkleinerung der Klassen ist vor dem Hintergrund der steigenden pädagogischen Anforderungen richtig, scheitert aber an den halbherzigen Bemühungen der Landesregierung.“ so Kürten. Dabei weist der VBE Region Aachen daraufhin, dass schlichtweg keine (Grundschul-)Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Die ungünstige Situation wird sich noch weiter verschlechtern: Die Schülerzahlen steigen weiter bei gleichzeitig steigenden Pensionierungen, dazu haben noch zahlreiche Bundesländer die Besoldung für Grundschullehrkräfte nach oben gesetzt, was faktisch bedeutet, dass NRW weiter an Attraktivität verloren hat. „Hinzu kommt noch die gleichwertige und gleichlange Ausbildung, die schwarz-gelb 2009 eingeführt hat. Dies ohne besoldungsrechtliche Konsequenzen einzuführen hat den Lehrkräftemangel verschärft, da zahlreiche Studierende immer wieder im Laufe des Studiums den Weg in die höher bezahlten Lehrämter finden.“ sagt der Vorsitzende des VBE Aachen und weiter: „Dies ist auch mehr als verständlich, weil bei aller Liebe und Begeisterung für den Beruf: Warum soll ich wirklich bei gleicher Leistung schlechter bezahlt werden?“
Besoldungsgerechtigkeit
Wie bereits beim Thema Lehrkräftemangel erwähnt: Seit der Reform des Lehrerausbildungsgesetzes 2009 muss eigentlich gleicher Lohn für gleiche Arbeit erfolgen. Zahlreiche Rechtsgutachten haben dies bereits bestätigt, der VBE war hier schon immer Vorreiter. Auch an Versprechen (u. a. durch den damaligen Oppositionsführer und CDU Fraktionsvorsitzenden Armin Laschet) die ungleiche Lehrerbesoldung zu beenden, hat es nicht gemangelt. Mit der rechtlichen Perspektive und dem Lehrkräftemangel gibt es bereits mehr als genug Argumente endlich die besoldungsrechtlichen Konsequenzen (die laut Forsa Umfrage von 71% der Bevölkerung unterstützt würden) zu ziehen. Zum neuen Schuljahr kommt noch ein weiterer Grund hinzu: Lehrkräfte aus der Sek. II werden an Grundschulen und Schulformen der Sekundarstufe I abgeordnet und erhalten A13Z (EG 13), während ihre Kolleginnen und Kollegen die die aufwendige Einarbeitung übernehmen nur A12 (EG 11) bekommen. Der Frust ist riesig. Schon jetzt türmen sich die Beschwerden beim VBE Region Aachen, die Lehrkräfte sind zurecht verärgert und frustriert.
„So darf man nicht mit seinen Beschäftigten umgehen, die Motivation wird verständlicherweise auf den Tiefpunkt fallen!“ resümiert der VBE Vorstand in Aachen.
Raumnot
Schule hat sich verändert, aber noch immer werden die Schulgebäude dem nicht ansatzweise gerecht. Zahlreiche Schulen bemängeln fehlenden Platz. Es fehlt an Mehrzweckräumen, Räumen für Teambesprechungen, Elterngespräche etc. Teilweise berichten Schulen, dass selbst das Arbeitszimmer der Schulleitung für Differenzierungsmaßnahmen genutzt werden muss oder dass sich 35 Personen das Lehrerzimmer (welches gleichzeitig als Arbeitszimmer dient) teilen müssen. Die Verwaltung sieht den Raumbedarf bei nur einem Mehrzweckraum pro Zug. Die bedeutet konkret: Zwei zusätzliche Räume für eine zweizügige Grundschule mit 8 Klassen. Aus Sicht des VBE wird das dem tatsächlichen pädagogischen Bedarf nicht gerecht: „Die Vorstellungen von Schule sind noch aus dem letzten Jahrhundert“ so Kürten „Multiprofessionelle Teams brauchen Platz um gemeinsam zu arbeiten. Ebenso braucht es Platz für Beratungsgespräche etc.“ Des Weiteren weist der VBE daraufhin, dass gerade Kinder aus prekären Verhältnissen, die schon zu Hause auf engstem Raum leben zumindest in der Schule Platz brauchen um zu arbeiten. Schule als Lebensraum muss hier eine echte Alternative für Kinder sein. Hinzu kommt noch, dass besonders Kinder mit dem Schwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ klare Strukturen brauchen, die sich eben auch in der Raumstruktur wiederspiegeln müssen, um Orientierung zu geben. Auch weist der VBE Region Aachen darauf hin, dass die aktuelle Raumnot die Gesundheit der Lehrkräfte gefährdet: Der Lärmpegel bei solchen Bedingungen ist oft unerträglich und macht nachweislich krank, ebenso schlägt es sich auf die psychische Gesundheit nieder, wenn fehlender Platz dazu führt, dass die pädagogische Gestaltung noch nicht mal befriedigend umgesetzt werden kann.
Der steigende Bedarf an OGS Plätzen wird dazu führen, dass den Kindern im Durchschnitt weniger als 1,5qm zur Verfügung steht. Kürten erinnert in diesem Zusammenhang an ein Zitat des VBE Bundesvorsitzenden Udo Beckmann, der mal gesagt hat: „Wenn bei Hühnern die Quadratmeterzahlen verringert werden, gehen die Menschen auf die Straße – aber die Einführung der „Käfighaltung“ für Kinder wird einfach so hingenommen.“ Hier gilt es dringend gegenzusteuern. Grundschulen und OGS spielen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine große Rolle, diesem wird das derzeitige Raumangebot nicht gerecht. Und wenn Schulen berichten, dass aufgrund von fehlenden Raumkapazitäten Kinder ihr Mittagessen erst um 14:30 Uhr einnehmen können, ist dies schlichtweg nicht akzeptabel.
Digitalisierung
Bereits vor den Ferien erklärte der Landesvorsitzende des VBE NRW Stefan Behlau: „Schade, dass erst eine Pandemie der Politik zeigen musste, wie relevant eine gute digitale Ausstattung im Schulalltag ist und nicht schon vorher auf die Stimmen aus der Praxis gehört wurde. Es ist wichtig, dass wirklich alle Schülerinnen und Schüler hier mitgenommen werden und es ist richtig, dass Lehrkräfte nicht mehr gezwungen sein werden, auf private Geräte zurückzugreifen. Beides haben wir stets gefordert. Gut, dass dies jetzt auf den Weg gebracht wurde“. Der VBE Region Aachen teilt diese Meinung uneingeschränkt. Wichtig ist, dass auch der nötige Support bei Wartung und Pflege der Geräte zur Verfügung gestellt wird und das es ausreichend Zeit und Ressourcen gibt, damit Lehrkräfte sich hier bedarfsgerecht fortbilden können.
Coronakrise
Auch im neuen Schuljahr rechnet der VBE Region Aachen damit, dass das Lernen und Arbeiten unter Coronabedingungen eine Mammutaufgabe für Schulen bleibt: Lernen auf Distanz, Hygienemaßnahmen, umfangreiche zusätzliche Dokumentationspflicht und das schnelle Reagieren auf die Entwicklung der aktuellen Infektionszahlen. Der VBE Region Aachen erwartet, dass die Landesregierung hier ehrlich wird und den Menschen klar sagt, dass vieles, was wünschenswert ist, aufgrund der aktuellen Lage nicht möglich ist. „Unsere Pädagoginnen und Pädagogen dürfen nicht wieder von der Politik zu den Sündenböcken einer nicht bedarfsgerechten Schul- und Bildungspolitik gemacht werden. Hier erwarten wir die nötige Ehrlichkeit!“ fordert der VBE Region Aachen
Matthias Kürten
Vorsitzender
VBE Region Aachen
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